Aufnahme in die ALG
Die ALG – Arbeitsgemeinschaft literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten e.V. – hat auf ihrer diesjährigen Vollversammlung die Internationale Tieck-Gesellschaft als neues Mitglied aufgenommen.
Wir danken allen, die uns unterstützt haben, und freuen uns auf die Zusammenarbeit!
Gedanken zu Tieck und Wackenroder im ORF
Zum 250. Geburtstag von Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck sind in fünfteiliger Reihe Gedanken Cornelius Hells zu ausgewählten Aspekten von Werk und Wirken beider Autoren im ORF erschienen und weiterhin nachhörbar unter:
"Nicht im Ton der heutigen Welt": https://religion.orf.at/radio/stories/3219515/
Wahnsinniger Vorleser: https://religion.orf.at/radio/stories/3219517/
Kunst als Entäußerung: https://religion.orf.at/radio/stories/3219518/
Katholizismus und Fantasie: https://religion.orf.at/radio/stories/3219520/
Ekstase und Stille: https://religion.orf.at/radio/stories/3219521/
Arbeitstagung und Konzert »Magelone«
Zwischen Historismus und Parodie
Ludwig Tiecks Magelone in der Vertonung von Johannes Brahms
Zeit: 11.-12.11.2023
Ort: Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber", Dresden
Konzert: In der Reihe "Lied in Dresden", Sonntag, 12.11.2023, 19:30 im Konzertsaal der Hochschule; Ausfuehrende: Tobias Berndt (Bariton) mit Michael Schütze (Klavier); die Texte spricht Brigitte Fassbaender.
Weitere Informationen erhalten Sie demnächst unter: https://www.hfmdd.de/veranstaltungen
--- Programm ---
Freitag, 10. November 2023
18:00 Uhr – Gespräch mit Brigitte Fassbaender, Kleiner Saal
Samstag, 11. November 2023
14:00 Uhr – Michael Heinemann / Walter Schmitz: Eröffnung
Walter Schmitz: Historismus und Romantik: Geschichte einer Rettung im Feld der Künste
16.00h – Michael Heinemann: Ritter Brahms – Selbststilisierung und künstlerische Kompensationsstrategien
Thomas Synofzik: Das kleine Format - Liederzyklus als Musikdrama fürs Wohnzimmer
19:30 Uhr – Konzertsaal der HfM Dresden
Johannes Brahms, Die schöne Magelone op. 33
(n der Reihe "Lied in Dresden") Tobias Berndt (Bariton) | Michael Schütze (Klavier) | Brigitte Fassbaender (Rezitation)
Sonntag, 12. November 2023
10:00 Uhr – Christoph Rauen: Paratexte machen Epoche: Ludwig Tiecks Schöne Magelone als Teil der Volksmährchen und Auftakt zur Romantik
11:00 Uhr – Birger Petersen: Der dramatische Ton – Brahms’ Klaviersatz als Orchestersurrogat
12:00 Uhr – Abschlussgespräch
Es ist eine alte Geschichte: Der provenzalische Graf Peter wirbt um die neapolitanische Königstochter Magelone, die jedoch bereits einem anderen versprochen ist. Gemeinsam fliehen sie, doch gerät Peter schiffbrüchig in Gefangenschaft eines Sultans, wo er als Gärtner reüssiert und die Aufmerksamkeit von dessen Tochter Sulima gewinnt. Ein heimliches Treffen mit ihr nutzt er zur Flucht – und durch glücklichen Zufall findet er zurück zu Magelone: Einer gemeinsamen Zukunft steht nichts mehr entgegen.
Der traditionsreiche, wiewohl ein wenig dürre Stoff um eine Brautwerbung, die trotz väterlicher Widerstände des Vaters und nach einigen abenteuerlichen Episode letztlich erfolgreich ist, fand im 19. Jahrhundert die Aufmerksamkeit Ludwig Tiecks, wohl im Zusammenhang mit seiner Begeisterung für mittelalterliche Sujets, märchenhaftes Kolorit, zauberhafte Wendungen und farbenreiche Ritterromantik. Nachhaltigere Bedeutung gewann die Geschichte von der schönen Magelone aber durch eine musikalische Fassung von Johannes Brahms, der die Erzählung mit 15 Romanzen für Singstimme und Klavier verband.
Dieser Zugriff resultiert nicht nur aus vielfältig historischem Interesse eines belesenen Komponisten, sondern weist in der musikalischen Gestalt, die Brahms der Szenenfolge verlieh, Züge einer Distanznahme auf: eine für ihn typische Ambivalenz von Affiziertheit und Kritik, die sich mit einer letztlich biographisch motivierten Ironie gegenüber allen Formen von Partnerschaft erklären lässt.
Diesen Spuren soll in einer Arbeitstagung, die eine Aufführung des Zyklus in einem Konzert der Reihe „Lied in Dresden“ flankiert, nachgegangen werden. Dass Brahms sich dem Stoff zuwandte, kann als einer seiner zahlreichen Versuche verstanden werden, unrealisierte Beziehungen zu Frauen künstlerisch zu kompensieren; sowohl die Alt-Rhapsodie wie noch die Vier ernsten Gesänge verweisen auf eine Idealisierung von Liebe als Resultat misslungener Partnerschaftsmodelle hin, und die Tonfälle, die sich zumal in seinen Romanzen der Schönen Magelone finden, spiegeln mit antiquarischen, monumentalischen und kritischen Gestaltungsweisen Philosopheme Nietzsches. Zugleich ist die Wahl des Stoffes auch im unmittelbaren Kontext kompositorischer Zugriffe von Richard Wagner und Franz Liszt zu sehen: Tristan und Isolde sowie die Legende von der heiligen Elisabeth zeigen alternative Entwürfe, die ebenfalls auf historische Sujets rekurrieren, jedoch andere Lösungen favorisieren.
Ludwig Tiecks Bibliothek
Seit Anfang Juni ist die die Datenbank „Ludwig Tiecks Bibliothek“ ab sofort unter https://tieck-bibliothek.univie.ac.at abrufbar!
Im Rahmen des vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) geförderten Projekts „Ludwig Tiecks Bibliothek. Anatomie einer romantisch-komparatistischen Büchersammlung“ (Projektleitung: Prof. Dr. Achim Hölter) an der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Wien wird die berühmte Büchersammlung Ludwig Tiecks seit Oktober 2014 rekonstruiert. Tiecks Bibliothek enthielt wertvolle und seltene Drucke vom 16. Jahrhundert bis zu seiner Gegenwart und wurde 1849/50 in einer Auktion in Berlin verkauft und damit in ganz Europa verstreut. Zum 250. Geburtstag des Romantikers ist es nun möglich, nicht nur Tiecks dokumentierten Buchbesitz, sondern auch die heutigen Standorte vieler hunderter Bücher aus seiner einstigen Bibliothek in der Datenbank sichtbar zu machen. In den vergangenen Jahren konnten rund 4700 Bände aus Tiecks Besitz an 24 Standorten sowie in Privatbesitz ermittelt und einschließlich ihrer materiellen Eigenschaften wie Lese-, Besitz- und weitere Provenienzspuren in der Datenbank erfasst werden.
Darüber hinaus wurden Informationen aus zwei annotierten Exemplaren des Auktionskatalogs aufgenommen, in denen die Ergebnisse der Versteigerung dokumentiert wurden. Trotz der Zerstreuung der Bibliothek durch die Auktion 1849 konnten so in der Datenbank die erzielten Verkaufspreise und die Namen der jeweiligen KäuferInnen und Kommissionäre verzeichnet werden, auch wenn gerade bei privaten KäuferInnen und bei über Zwischenhändler verkauften Bänden der weitere Verbleib der Bände nicht ermittelbar ist.
Die open access-Datenbank versteht sich als virtuelle Version von Ludwig Tiecks Bibliothek und ist in ihrer Hauptfunktion ein Online-Katalog des rekonstruierbaren Buchbesitzes Tiecks, der verschiedene Such- und Filteroptionen bietet. Recherchiert werden kann nach Büchern, deren Standort heute bekannt ist und nach Büchern, von denen nur dokumentiert ist, dass sie sich im Laufe von Tiecks Leben in dessen Besitz befanden.
Die Datenbank versammelt Informationen zu derzeit rund 14.000 Bänden, die einst nachweislich zu dieser Büchersammlung zählten. Alle Informationen aus dem Auktionskatalog der Bibliotheca Tieckiana wurden überprüft und nach modernen bibliographischen Standards aktualisiert, die Einträge mit Abbildungen der Titelblättern der Tieckschen oder editionsgleicher Ausgaben versehen und nach der Regensburger Verbundklassifikation (RVK) sacherschlossen. Zu all jenen Bänden, deren gegenwärtiger Standort ermittelt werden konnte, finden sich ausführliche Beschreibungen ihrer materiellen Eigenschaften nebst Bildmaterial in der Datenbank. Zudem sind – wo vorhanden – die digitalen Ausgaben dieser Bücher verlinkt.
Gerne nehmen wir Korrekturhinweise entgegen, aber auch weiterhin Informationen zu Buchbeständen und Einzelbänden, bei denen eine Provenienz aus dem Besitz Ludwig Tiecks angenommen wird. Ebenso freuen wir uns über Beispielabbildungen noch fehlender Titelblätter.
Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Achim Hölter
Universität Wien
Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft
Theresa Mallmann, BA MA
Universität Wien
Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft
Gespräche über Ludwig Tieck
Am 9. Mai 2023 fand eine Diskussion von Dr. Jakob Christoph Heller (Halle) mit Prof. Dr. Wolfgang Bunzel und Prof. Dr. Roland Borgards (beide Frankfurt/Main) im Rahmen der Ringvorlesung »Gespräche über Ludwig Tieck« über Tiecks späte Prosa (Universität Frankfurt/Main) statt.